Ausstellung
von 26.03.2010 bis 29.08.2010

Gerhard Mayer

LHC

/prospekt/: Der Titel dieses besonderen Ausstellungsformats des Neuen Museums in Nürnberg ist Programm. Er meint eine raum- wie etagenübergreifende künst­lerische Gestaltung der sechs Sammlungsräume, die von der Glasfassade aufge schnitten werden, sodass sich das Museum durch Schaufenster zum Klarissen­platz hin öffnet. Die Malerin Katharina Grosse hat im vergangenen Jahr als erste Künstlerin erfolgreich das Experiment gewagt. Nun folgt ihr der Zeichner Gerhard Mayer (geb. 1962).

Gerhard Mayer deutet in seinen Tuschezeichnungen, die auf einem strengen Regel­werk basieren, schon durch wenige gebogene Linien Raum an. Es ist nur konsequent, dass er seit einigen Jahren in den tatsächlichen Raum ausgreift. »Site Specific Wall Drawings« hat er bereits in Galerien, Ausstellungsräumen und öffent­lichen Gebäuden in Nürnberg, München, Düsseldorf, Berlin, Wien, Brüssel, New York und San Francisco und an anderen Orten verwirklicht. Zuletzt gestal­tete er den Deckenspiegel der barocken Kirche im oberfränkischen Seibels­dorf. Ob er wie dort auf bewegte Rocaillen des 18. Jahrhunderts oder wie im Neuen Museum auf strenge White Cubes des 20. Jahrhunderts trifft, immer reagiert Gerhard Mayer auf die besonderen Vorgaben der Räume.

In seiner ca. 420 Quadratmeter großen Wandzeichnung für das Neue Museum bilden Tausende von Ellipsenteilstücken Wolken, Wirbel und Strudel. Wie Energie­ströme überfluten die Linien die Wände und reißen den Betrachter mit. Gerhard Mayer schafft eindrucksvolle visuelle Metaphern für jene ungeheuer­lichen Strukturen und Prozesse im Makro- wie Mikrokosmos, im Weltraum wie im atomaren Bereich, die unser Vorstellungsvermögen sprengen. Auch seine Arbeit für das Neue Museum trägt deshalb einen Titel aus der Welt der naturwis­senschaft­lichen Forschung: Der Large Hadron Collider (LHC) ist der weltweit größte Teilchenbeschleuniger.

Es erscheint eine Publikation zum Preis von 3,50 Euro.