Seit Film- und Videokunst Anfang der 1990er Jahre eine bis dahin nicht gekannte Aufmerksamkeit erfuhr, hat sich der Bereich technisch wie inhaltlich enorm weiterentwickelt. Die zu Beginn der Film- und Videokunst gezielt vermiedene Auseinandersetzung mit der Erzählung, gar mit Erzählweisen des Kinos, hat sich ins Gegenteil gewandelt und ist inzwischen fester Bestandteil von künstlerischen Arbeiten.
In Kooperation mit KINO DER KUNST zeigt das Neue Museum ein monatlich wechselndes Programm. Das alle zwei Jahre stattfindende Künstlerfilmfestival wurde 2013 in München gegründet und widmet sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten der fiktiven Erzählung im bewegten Bild. Anschließend an ein Wochenende im Mai 2015, das in Nürnberg Highlights der zweiten Ausgabe von KINO DER KUNST präsentierte, wurde nun ein Programm zusammengestellt, das zentrale Werke seit 2001 versammelt. Die Auswahl versteht sich als einführend in diesen vielfältigen und immer stärker anwachsenden Kosmos und steht unter dem Thema des Blicks – sei es der Blick auf die Gesellschaft, der Blick der Kamera oder der Blick des Betrachters.
Den Auftakt macht im Oktober Julian Rosefeldt, der in Asylum auf ironische Weise Stereotypen inszeniert, die mit Immigranten und der Idee des „Anderen" assoziiert werden – Putzfrauen beim Staubsaugen im Kakteengewächshaus oder asiatische Köche im Affenhaus.
Im November folgt Johan Grimonprez, der mit Looking for Alfred ein raffiniertes und rätselhaftes Zusammentreffen des Filmemachers Alfred Hitchcock und des Malers René Magritte arrangiert, im Dezember zeigen Teresa Hubbard / Alexander Birchler mit Single Wide eine sich in mehrfacher Hinsicht unendlich im Kreis drehende Geschichte einer jungen Frau.
Im Januar konfrontiert Bjørn Melhus den Besucher in I'm Not The Enemy mit dem veränderten Blick des Kriegsheimkehrers auf das eigene Zuhause als fremd gewordenen Ort. Getreu seinem Werkprinzip kombiniert er eine Collage aus Spielfilm-Tonspuren mit neu inszenierten Bildern, in denen er selbst als einziger Darsteller auftritt.
Im Februar entführt uns David Claerbout in KING (after Alfred Wertheimer's 1956 picture of a young man named Elvis Presley) in eine Fotografie des später weltbekannten Musikers in den Anfängen seiner Karriere und entwickelt das für sein Werk zentrale Spiel des intermedialen Aufeinandertreffens von Fotografie und Film im Dreidimensionalen weiter.
Stan Douglas beendet die Reihe im März mit Vidéo, einer geheimnisvollen Geschichte zum Thema Migration. Mit Bezügen zu Samuel Becketts Film Film und Frank Kafkas Prozess gestaltet der Künstler eine Erzählung ohne Worte, bei der es um die Rolle des Sehens und Gesehenwerdens geht.
Gespräch über aktuelle Entwicklungen des narrativen Künstlerfilms anhand von ausgewählten Film- und Videoausschnitten mit Heinz Peter Schwerfel, Künstlerischer Leiter KINO DER KUNST, Dr. Franziska Stöhr, Kuratorin des Programms, und Dr. Eva Kraus, Direktorin Neues Museum.
Eine Kooperation des Neuen Museums mit KINO DER KUNST
Gefördert durch die
Ingrid Werndl-Laue Stiftung
Gefördert durch
SAHCO Hesslein