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von 19.04.2013 bis 21.07.2013

Diet Sayler. Die Realität der Poesie

Diet Sayler. Die Realität der Poesie

Diet Sayler. Die Realität der Poesie

Diet Sayler (geb. 1939 Timisoara, Rumänien) ist einer der wichtigsten konkreten Künstler Europas. 1972 kehrte er dem Staat Ceausescus den Rücken, emigrierte nach Deutschland und landete eher zufällig in Nürnberg. An der hiesigen Akademie der Bildenden Künste lehrte er von 1992 bis 2005 als Professor. Mit seiner Ausstellungsreihe „konkret" (1980 bis 1990), die viele bedeutende Künstler nach Nürnberg brach­te, stellte Sayler die verschiedenen Spielarten der Konkreten Kunst vor.

Da er selbst unter einer Diktatur zu leiden hatte, lehnt Diet Sayler jede Form von Ideologie entschieden ab. Nicht zuletzt deshalb zählt der weltläufige und polyglotte Künstler zu den unorthodoxen Vertretern der konkreten Zunft. Die klassische Dialektik von Ordnung und Zufall sprengt er durch ein weiteres Ele­ment: die Empfindung, die vor allem in der Farbe Ausdruck findet. An die Stelle der klassischen Grund­formen Quadrat, Kreis und Dreieck traten individuelle Formsetzungen, die der Künstler auf der Grund­lage eines zunächst quadratischen, später dann rechteckigen Rasters entwickelte. Mit diesen "Basics" oder „Basiselementen" schuf sich Sayler ein eigenes Formenrepertoire, aus dem er bis heute schöpft. Dabei betont der Künstler stets den intuitiven Ursprung seiner Formensprache, die sich gegen den To­ta­litarismus des Objektiven verwahrt und jedes allein selig machende Dogma zum Teufel schickt.

Die Sammlungspräsentation in zwei Räumen bietet eine pointierte Auswahl von überwiegend neueren Gemälden. Daneben feiert eine völlig neue Form konkreter Kunst Premiere: Für seine sogenannten En­gramme, rein digitale Installationen der für Sayler typischen "Basis-Elemente", wählte der Künstler his­torische Settings – in diesem Fall die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände sowie den Nürnberger Burggraben.