Das Studium an der Akademie der bildenden Künste in München lag gerade einmal zwei Jahre zurück, als 1971 das früheste Bild einer kleinen Gruppe von Gemälden Alfons Lachauers aus den frühen 1970er-Jahren entstand, die das Neue Museum 2019 vom Künstler erwarb und sie nun zum ersten Mal präsentiert.
Auf nahezu quadratischen Leinwänden, die leicht breiter als hoch sind, treffen sich ausgesprochen kühle Farben: allen voran ein leuchtendes Gelb, zu dem Pink und Blau treten können. Die Trias der Grundfarben wird nicht herbeizitiert, um das Elementare der Bildfindung zu unterstreichen, sondern erscheint in subjektiver Abwandlung. In einem bekannten Zitat des Rosenheimer Künstlers wird Malerei in einer Formel als Produkt aus der Summe von Wissenschaftlichkeit und Sinnlichkeit mit Farbe definiert.
Lachauers konkrete Kunst bewegt sich schon früh, wie die Präsentation im Neuen Museum beweist, im Spannungsfeld von Ratio und Empfindung. Dies eröffnet Freiheiten auch bei der Form. Lachauer aktiviert die Bildfelder von der Peripherie aus, er setzt sie regelrecht unter Farbstrom. In einem Fall sind die beiden Farbstreifen am unteren Bildrand schrägwinklig, was ein besonderes Spannungsmoment bedingt. Eine ähnlich dynamische Wirkung entfalten die Modulationen der Farbsättigung: Sie sind den großen gelben Flächen vorbehalten, die dadurch licht- und raumhaltig wirken.
Im Ensemble, das Alfons Lachauer selbst eingerichtet hat, steigern sich die Bilder wechselseitig und lassen in ihrer ästhetischen Präsenz den historischen Aspekt der kleinen Schau völlig in den Hintergrund treten.