Im Grunde ist sie Bildhauerin: Dagmar Buhr arbeitet mit Text wie andere mit Stein. Ihr Material besteht aus Wörtern und Worten. Ob gefunden oder erfunden, immer wirken ihre Texte wie gemeißelt.
Für ihre bislang größte Arbeit überhaupt besetzt die Nürnberger Künstlerin die sechs Fassadenräume des Neuen Museums. Die von ihr darin verwendeten Wörter sind teilweise fragmentiert: Sie brechen unvermittelt ab oder sind angeschnitten. Kein Satz, nirgends. Stattdessen Bruchstücke. Doch gerade durch diese Dekonstruktion gibt Dagmar Buhr der Sprache eine Macht zurück, die sie in alltäglicher Kommunikation verliert. In ihrem Werk beschäftigt sie sich mit begehrenden Blicken in sehr verschiedenen kulturellen Kontexten.
Vor dem Hintergrund der Rotlicht-Vergangenheit der benachbarten Luitpoldstraße schlägt Dagmar Buhr auch eine Brücke vom Ausstellungshaus zu jenen Häusern, die Zeigefreudigkeit auf ganz andere Weise kultivieren. Neben dem Museum dient ihr ein Sexshop in der Luitpoldstraße als Bühne für den Auftritt ihrer Kunst. Den Titel ihrer Ausstellung, lui, entlieh die Künstlerin dem gleichnamigen französischen Herrenmagazin, das 1963 zum ersten Mal erschien und inzwischen eingestellt wurde. Was könnte die Krise und den Untergang des Patriarchats besser beleuchten als Dagmar Buhrs Hinweis, dass das indirekte Objektpronomen „lui“ im Französischen auch weiblich zu verstehen ist.
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Wir danken World of Sex für die Zusammenarbeit bei diesem Projekt.