Ausstellung
von 16.11.2007 bis 30.03.2008

Wenn Handlungen Form werden

Ein neuer Realismus in der Kunst seit den fünfziger Jahren

Um 1960 gibt es in der Kunst einen Umbruch, der sich als konzeptuelle Wende in der jüngeren Kunstgeschichte erweist. Wesentlich für diesen Umbruch ist die Abkehr von der Abstraktion und eine neue Vorstellung von Realismus. Diese orientiert sich weniger an der Darstellung der Gegenstandswelt, sondern Handeln wird als Form von Lebenswirklichkeit begriffen. Somit wird auch das Handeln des Künstlers als ein Moment der Realität verstanden und in Kunstwerke übersetzt. Es entsteht die breite, internationale Bewegung des Neuen Realismus. Der Künstler Daniel Spoerri hat das Konzept auf einen Nenner gebracht: „Kunst ist, was der Künstler tut."

Die Ausstellung zeigt Neuerungen in der Kunst im Umfeld der Neuen Realisten und verfolgt die weitere Entwicklung eines handlungsbezogenen Kunstbegriffs bis heute. Drei zeitliche Phasen werden vorgestellt: die Kunstproduktion der Nouveau Réalistes um 1960 und deren Umfeld, die der achtziger Jahre sowie aktuelle Werke.

Die Ausstellung zeigt: einerseits gibt es Handlungskonzepte, die sich in materiellen Werken realisieren, etwa bei Imi Knoebel oder Florian Slotawa und andererseits Handlungskonzepte, die zu reiner Dienstleistung ohne materiellem Objekt führen, etwa bei Daniel Spoerri, Peter Kubelka, Arpad Dobriban oder San Keller.

Insgesamt steht bei den gezeigten Werken der manuelle, praktische Umgang des Künstlers mit den Materialien und Dingen im Vordergrund. Die Verfahren der Werkherstellung kommen nicht aus der akademischen Kunstgeschichte, der Malerei oder Bildhauerei, sondern sie entstammen kunstfernen Bereichen; es sind Verfahren aus dem Alltag, dem Handwerk, dem Atelier oder der Entsorgung.

Nicht alle künstlerischen Beiträge zur Ausstellung werden im Ausstellungssaal gezeigt. Die Beiträge der Künstler Peter Kubelka und Arpad Dobriban befinden sich nicht unter den Exponaten – es handelt sich um Veranstaltungen:

Der Künstler Peter Kubelka hält am 14. Februar 2008 um 19.30 Uhr einen Vortrag mit Beispielen zum Thema Kochen mit dem Mund. Kochen als Ursprung der Schrift.

Der Künstler Arpad Dobriban wird im Foyer des Neuen Museums ein Essen am 23. Februar 2008 um 18 Uhr beitragen. Das 4-Gänge Menü findet unter dem Thema der Reise der Speisen von Ost nach West statt, das der Künstler während des Essens in Vorträgen erläutert (Teilnahme nur nach Voranmeldung unter 0911 / 240 20 20 oder schuldes@nmn.de Das mehrgängige Menü inklusive Getränke kostet 66,- Euro pro Person).

Beteiligte Künstler

Die Ausstellung zeigt 47 Werke von 18 Künstlern aus einem Zeitraum von 1955 bis heute.

Um 1960: Arman, César, Christo, Saburo Murakami, Claes Oldenburg, Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Günther Uecker

Achtziger Jahre: Tony Cragg, Imi Knoebel, Peter Kubelka, Reinhard Mucha

Neunziger Jahre bis heute: Arpad Dobriban, Signe Guttormsen, Leni Hoffmann, San Keller, Florian Slotawa, Simon Starling.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint Mitte Dezember im Verlag für moderne Kunst ein Katalog zum Preis von 19,- Euro.