Ausstellung
von 26.03.2004 bis 06.06.2004

Antoni Tàpies

Bilder und Vorstellungen

Grafische Arbeiten seit 1959 aus einer Privatsammlung

Antoni Tàpies gilt als der bedeutendste lebende Künstler Spaniens. Der 1923 geborene Katalane hat seit Ende der vierziger Jahre ein umfangreiches Werk hervorgebracht, das sich durch einen erfinderischen Umgang mit künstlerischen Techniken auszeichnet. Sein achtzigster Geburtstag im vergangenen Jahr ist Anlass für verschiedene Ausstellungen geworden. So beginnt in seiner Heimat­stadt Barcelona am 20. Februar 2004 eine große Retrospektive über das Gesamt­werk. In Emden und Bad Homburg war und ist eine Auswahl seiner Arbeiten auf Papier zu sehen. Das Neue Museum in Nürnberg nutzt die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf das druckgrafische Werk zu lenken. Neben den Material­bildern, mit denen der Künstler bekannt geworden ist, sind seit 1947 immer wieder auch druckgrafische Arbeiten entstanden. Durch die Jahre hinweg lassen sich bis heute mehr als 1000 Blätter zählen. Eine kontinuierliche Beschäftigung mit der Druckgrafik setzte 1959 ein.

Als Dauerleihgabe aus einer Privatsammlung verfügt das Neue Museum in Nürnberg über einen wertvollen Sammlungsteil, die nahezu vollständige Folge der druckgrafischen Editionen des Künstlers von 1959 bis in die Mitte der siebziger Jahre. Aus diesem Bestand von gut 200 grafischen Arbeiten stellt die Ausstellung nun rund die Hälfte der Blätter vor. Es handelt sich sowohl um Einzelblätter wie um Mappenwerke, die zum Teil für Buchprojekte ausgeführt wurden. Anders als die Malerei, die aus dem Atelier des Künstlers kommt, entsteht Druckgrafik immer in einer engen Zusammenarbeit zwischen Verleger, Künstler und Drucker. Seine grafische Arbeiten hat Tàpies - in dem zeitlichen Rahmen der Ausstellung - vor allem mit den Verlegern Sala Gaspar und La Polígrafa in Barcelona, mit Erker-Presse in St. Gallen und mit der Galerie Maeght in Paris und Zürich ausgeführt. Typisch für die Arbeiten ist, dass Tàpies bei den traditionellen Drucktechniken, der Radierung und der Lithografie, bleibt, diese jedoch experimentell erweitert, indem er sie ungewöhnlich kombiniert und anwendet.

Anhand des druckgrafischen Werkes bietet die Ausstellung zugleich die Gelegen­heit zu einem Einblick in die Kunst von Tàpies. Auch wenn die Materialbilder kapitalere Werke darstellen, so stehen bei dem Künstler Bilder, Skulpturen und Arbeiten auf Papier doch gleichgewichtig nebeneinander. Sie sind in ihrer bildne­rischen Struktur vergleichbar. Tàpies setzt dieselbe Bildidee in den verschiedenen Medien lediglich unterschiedlich um. So kehren auch hier bekannte Bildelemente und Motive wieder.

Nach der Präsentation der Sammlung Rolf Ricke und der Ausstellung der Schenkung Defet ist diese Übersicht zur Druckgrafik von Antoni Tàpies ein weiteres Beispiel für die Bereicherung der Sammlungsbestände des Neuen Museums durch private Sammler.