Im Grunde ist sie Bildhauerin: Dagmar Buhr arbeitet mit Text wie andere mit Stein. Ihr Material besteht aus Wörtern und Worten. Ob gefunden oder erfunden, immer wirken ihre Texte wie gemeißelt.
Dies ist nicht zuletzt Ergebnis einer präzisen Typographie, die sich in der Wahrnehmung unauflösbar mit den Inhalten verbindet. Und es ist ein Effekt der Größe, denn die Künstlerin gibt sich mit Blättern oder Buchseiten nicht zufrieden. Schon seit langem arbeitet Dagmar Buhr im großen Maßstab von ganzen Wänden. Mit den sechs Fassadenräumen des Neuen Museums betritt sie nun eine neue Dimension.
Vor dem Hintergrund der Rotlicht-Vergangenheit der benachbarten Luitpoldstraße wird Dagmar Buhr eine Brücke schlagen vom Ausstellungshaus zu jenen Häusern, die Zeigefreudigkeit auf ganz andere Weise kultivieren. Ausgrenzungen gefielen der Künstlerin noch nie. Dafür steht auch der das Geschlecht überspielende Ausstellungstitel: „lui“. Das französische indirekte Objektpronomen ist nämlich männlich wie weiblich zu verstehen.