Eine kurze Führung durch das eindrucksvolle Gebäude von Volker Staab.
Große Kunst braucht einen guten Rahmen: Das Neue Museum Nürnberg empfängt seine Besucher mit kühner Dramaturgie und setzt Kunst und Design in Szene.
Im Jahr 1990 beschloss die Bayerische Staatsregierung, ein staatliches Museum des 20. Jahrhunderts in Nürnberg zu errichten. Aus dem daraufhin ausgeschriebenen Wettbewerb für den großangelegten Museumsneubau ging der Entwurf des Berliner Architekten Volker Staab als klarer Sieger hervor.
Nach dem ersten Spatenstich am 11. September 1996 erfolgte die bauliche Fertigstellung im Oktober 1999. Feierlich eröffnet wurde das Neue Museum in Nürnberg als staatliches Museum für Kunst und Design am 15. April 2000.
Volker Staab ließ mit seinem Entwurf für Gebäude und Freiflächen auf einem Areal innerhalb gewachsener Baustruktur - zwischen Luitpoldstraße, Königstraße und Frauentormauer in der Innenstadt Nürnbergs - eine völlig neue Platzsituation entstehen.
Gleichzeitig wurden vorhandene Gebäudestrukturen sensibel integriert. So treffen moderne Museumsarchitektur und mittelalterliche Stadtmauer harmonisch aufeinander, ein denkmalgeschützter Altbau und die neuen Gebäudeteile verbinden sich zum großen Ganzen.
Charakteristische Akzente setzt die 100 Meter lange, sanft geschwungene Glasfassade, welche die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verwischt und faszinierende Ein- und Ausblicke eröffnet.
Auch die weithin sichtbare Wendeltreppe als markante Verbindung zwischen den verschiedenen Ausstellungsebenen ist ein unverwechselbares Markenzeichen des Neuen Museums.
In die Architektur integriert ist ein künstlerischer Beitrag des Schweizers Rémy Zaugg (1943-2005).
Seine Aussagen zur Beziehung von Kunstwerk und Betrachter sind in Textform an drei Wänden des Museumsbaus platziert. An einer vierten Wand setzt Zaugg eine künstlerische Tradition an klassischen Museumsbauten fort, indem er an Nürnberger Geistesgrößen erinnert.
Die Inschriften lauten:
"EIN WERK, EIN MENSCH, EIN WAHRNEHMEN"
"EIN HAUS, EIN WORT, EINE BIBLIOTHEK"
"ABER ICH / DIE WELT / ICH SEHE / DICH"
"HANS SACHS, FEUERBACH, VEIT STOSS, HEGEL, ALBRECHT DÜRER"
Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler hat Rémy Zaugg (1943-2005) die Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk zum Thema seiner Kunst gemacht.
Konsequent gelangte er von einer fundamentalen Analyse des Werkes und dessen Wahrnehmung zu einer Reflexion über dessen Präsentation im musealen Rahmen.
Dass Rémy Zaugg nicht nur mit Tafelbildern im Neuen Museum zu entdecken ist, folgt somit der Logik seines Werkes und seines Denkens über Kunst.
Freistaat Bayern, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, vertreten durch das Staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg
Architekt: Volker Staab, Berlin
Bauleitung: Büro am Lützowplatz, Berlin
Volker Staab wurde 1957 in Heidelberg geboren und schloss sein Studium an der ETH Zürich 1983 mit dem Diplom ab.
Seit 1991 ist er als freiberuflicher Architekt tätig, daneben hatte er mehrere Gastprofessuren an verschiedenen deutschen Hochschulen inne.
Im Jahr 2011 wurde Volker Staab mit dem Großen BDA Preis ausgezeichnet, seit 2012 ist er Professor an der TU Braunschweig.
Sein Architekturbüro firmiert unter staabARCHITEKTEN und hat seinen Sitz in Berlin.
Zur Architektur des Neuen Museums, zu Baugeschichte, Konstruktion und Materialsprache des Museumsbaus von Volker Staab, finden regelmäßig Führungen vor Ort und auch digital via Zoom statt.